Yitirdiğimiz Müzeci Dost’ların anısına
Trotz, der seit einer Generation in Ostanatolien gehrten systema- tischen Forschungen [1] scheinen die Entdeckungen neuer Plätze eines mächtigen Bergvolkes wie der Urartaer nicht zu Ende zu gelangen. Diese Unerschöpflichkeit liegt niclit nur an der Grosse des Territoriumsgebiets des Reiches, das sich im Höhepunkt seiner Macht in der Zeit von Sardur II. vom Sevan-See im Norden bis Aleppo im Süden und vom Urmia-See im Osten bis an das Ufer des Firats bei Malatya im ١١'esten ausdehnte [2], sondern vielmelir an der geographisch unwegsamen Beschaffenheit des Heimatlandes im atemberaubend faszinierenden, gebirgigen Hocltland Ostanatoliens. So führen die Survey-Unternehmungen des archäologischen Seminars der Atatürk-Universität mit der Zusammenarbeit des Museums von Erzurum zu neuen Entdeckungen [3]. Şirinlikale, dessen Benennung von der im Osten besonders beliebten, völkischen Liebeserzählung “Ferhat und Şirin’’ abgeleitet worden ist[4], verdankt seine Entdeckung einer solchen Studienreise durch das Gebiet von Karasu, des oberen Firats[5].
Die Festung liegt rund 50 km. süd-östlich von Tercan und ist erreichbar durch eine von dort nach Qat führende Landstrasse (Abb. 1): In Tercan überquert man erst den Karasu, biegt dann seinem Ufer folgend nach Süden und beim Kreuz im Dorf Kurukol nach Süd-Osten in die Richtung von Yahnkaya ab; man kommt dann über die Dörfer Yaylayolu, GöktaŞ und BeŞgöze ans Ufer von Tuzlaçay, wo die Strasse nach rechts zu Qifteler Kom’u, heute Esenevler, von dort durch einen Fahrweg wiederum nach rechts in die Richtung Konarh abzweigt. Etwa im 3. km., wo der Weg wegen der Verengung des Tales nach Osten biegt, stösst man am anderen Ufer von Şıhköyderesi, des Seitenlaufes des Tuzlaçay, auf die emporragende Burg Şirinlikale (Abb. 3).
Die Ost- und Südseite des am oberen Teil felsigen und vom Flussbett aus gesehen über 50 m hohen Burghügels fallt zur tiefen Schlucht steil ab. Das Gelände des 1625 m hoch über dem Meeresspiegel liegenden und im Rücken durch untiefe, aber doch steile Felsen abgeschirmten Felsplateaus fallt im Norden zum Flusstal hin schräg ab, währed es im Westen zur Ebene hin sanfter abfallt (Abb. 2). Auffallend ist noch im Süd-Westen ein höher gelegener Berg, der für die Zitadelle, ähnlich wie der Schlucht, einen weiteren natürlichen Schutz bot; so bietet der Platz von Ş geographisch am Endpunkt eines l'ales eine gerade für urartäische Festungen besonders günstige Lage (Abb. 3).
Trotz der -auch auf dem der Festung genau gegenüberliegenden Hügel am östlichen Ufer des Flusses gefundenen- zahlreichen Fragmente feiner, rotpolierter, typisch urartäischer Keramik neben einfacher, rauher Gebrauchsware, die als ein Kapitel für sich an einer anderen Stelle untersucht werden, sind auf der Steinfestung keine Spuren von Mauern erhalten geblieben; die Existenz solcher Anlagen kann nur aus einigen wenigen einzelnen Felsarbeiten, die zur Mauergründung angelegt worden sind, entnommen werden. Ein imposanter Rest von der Befestigungsmauer am nördlichen Rand des Zitadellenhügels stammt aus dem Mittelalter und weist daraufhin, dass auch in der Urartu-Zeit eine solche zum Schutze der Burg erforderliche Anlage im Westen und Norden des Felsplateaus zu erwarten ist. In Bezug auf die fur Urartu charakteristischen, aus den Felsen gehauenen architektonischen Anlagen aber vermittelt Şirinlikale ein vollständiges, buntes Bild (Abb. 2.4): Die zwei in Form eines Vorratsgefasses ausgehöhlten Vorrichtungen im Norden des Felsplateaus und die Felstunnel im Norden und Süden des östlichen Abhangs der Zitadelle gehören zu den originellen Errungenschaften urartäischer Festungsbauten; ursprünglich urartäischen Charakters sind ebenso auch die zwei Felsgräber, die in einen im Osten dem Zitadellen massiv vorgelagerten steilen Felsklotz eingearbeitet worden sind (Abb. 4).
Nun zu den Beschreibungen, Eigenarten und Deutungen der einzelnen Denkmälergattungen in Şirinlikale und zu ihren Beziehungen mit Urartu:
FELSGRABER
Von den sich in Çirinlikale befindlichen zwei Felsgräbern liegt das GRAB I am Fuss der hohen, glatten Felswand zwischen dem Grab II links und dem Felstunnel B rechts (Abb. 2.4). Sein Eingang öffnet sich heute am oberen Rand des östlichen Abhangs (Abb. 5). Die aussen einfach profilierte Grabtür mit einer Schwelle ist rund 1.00 m lang, 0.70 m breit und 1.20 m hoch. Das Grab hat z١vei Kammern und gehört daher zu der “mehrkammerigen” Gruppe dieser bekannten urartäischen Denkmalergattung (Abb. 6a-b) [6].
Die erste Kammer A weisst ungefähr eine rechteckige Form au،, in der die Rückwand mit 2.70 m um 0.20 m breiter ist als die vordere. Die Nebenwände haben fast die gleiche lange; sie messen im Süden 3.55 m, im Norden 3.(io m. Auch die Decke liegt hinten um 0.10 m hoher über dem Boden als vorne, wo sie 2.15 m misst. Nicht ganz sorgfältig gearbeitet sind auch die Wände und die Decke der Kammer; die Wände sind nicht gut geglättet und die Decke ist nicht ebenmässig. Ebenso ein unregelmässiges Rechteck bildet die in der Türachse und gegen die Mitte des Raums angebrachte Eintiefung, die eine Grosse von 0.20-0.25 X ().35 m aufweist. Vor der Südwand der Kammer befinden sicil im Boden sechs in der Form gleichartige, also kleine und rundliche Eintiefungen.
Der Durchgang zu der Kammer B liegt im südlichen Ende der W'estwand der Kammer A. Bis auf das Fehlen einer Schwelle ist ilieser in der Form und Grosse ähnlich wie die Eingangstür gebildet und nur um 0.10 m hoher als diese angelegt. Dagegen weist die Kammer B selbt in der Form, in der Einrichtung und im Format solche Besonderheiten auf, wodurclr sie sich von der Kammer A grundsätzlich unterscheidet: In der Form ist sie fast quadratisch, ihre ١Vände sind durch Nischen reichlich gegliedert und im Format ist sie räumlicher und ungleichmässiger als de erste Kammer. Die verzerrte Gestaltung des Quadrats entsteht durch die leiclit schräge Verbreiterung der Ost-und Nordwand nach Nordosten; daher ist die 3.95 m lange Westwand um 0.20 rn kürzer als die Ost-, und die 3.80 m lange Südwand um 0.10m kürzer als die Nordwand. Ihr Fussboden liegt tiefer als der der Kammer .A und die anfänglich 2.1 o m hohe Decke ist genau so wie dort bis zur Rückwand allmählich irm o. 10 m über dem Boden erhöht. Die Decke und die Wände sind rauh geglättet; sorglos ausgefuhrt sind auch die insgesamt sechszehn Nischen, von denen sich je fünf in der Ost-, Süd-und Westwand, nur eine am östlichen Abschluss der Nordwand befinden, wobei die dritte und die vierte Nische in der Ostwand starke Zerstörungen aufweisen. Ausgenommen von der 1.15 m hohen, 0.65 m breiten, 1.00 m tiefen und nur o. 15 m über dem Boden liegenden Hauptnische inmitten der Westwand zeigen die anderen eine mehr oder weniger grundsäatzlich mitteianander ähnliche, homogene Bildung; diese liegen rund 1.20 m über dem Boden, sind 0.40 bis 0.50 m breit, 0.25 bis 0.30 m tief und 0.40 bis 0.50 m hoch, trennen sich voneinander durch unregelmässige Abstände von o. 10 bis 0.35 m, und schliessen sich ähnlich wie die Hauptnische oben rund bogenförmig ab. In diesen - in Bauernhäusern Ostanatoliens heute noch als “Taka” zum Einlegen der täglichen Gebrauchsware dienendenrauhwandigen Wandnischen ist je eine ebenso unregelmässige und am oberen Abschluss gerundete Eintiefung angebracht. So gibt Grab I von Şirinkale auch im Inneren seiner beiden Kammern die charakteristischen Formen eines urartäischen Felsgrabs wieder, worauf ich im Anschluss an die Beschreibung des Grabs II, mit den auch dort zu belegenden weiteren Einrichtungen zusammen, im Einzelnen zu sprechen kommen werde.
Das GRAB II von Şirinlikale ist südlich bzw. links vom eben beschriebenen Grab I in einen unten schräg auslaufenden, rauhen Fuss desselben Felsmassivs eingearbeitet (Abb. 2.4). Der nur am unteren Teil teilweise vollständig erhaltene und oben bis zur Südwand und Decke ausgebrochene Eingang im Osten scheint ähnlich wie der des Grabs I mit einem einfachen Profil versehen worden zu sein (Abb. 7). Die Tür, die von der Achse der Kammer um 0.25 m nach Süden verschoben ist, ist 0.70 m breit, 1.10 m hoch und 0.30 m tief.
Durch eine vor der Schwelle liegende, 0.20 m breite Stufe tritt man in die 3.90 m lange und 3.15 m breite, von der Mitte an 2.05 m über dem Boden hohe, rechteckige und einzige Grabkammer ein (Abb. 8-ga-b). Die Decke ist bis zur Mitte roh und unregelmässig gelassen und liegt im Osten rund 0.20 m tiefer als in der westlichen Hälfte. An der Westwand zieht eine 0.30 m breite und 0.30 m hohe Felsbank entlang. Im mittleren Teil ist diese Wand durch eine 2.10 m breite und 1.90 m tiefe, grosse Nische von 1.80 m Höhe durchbrochen; sie zentriert sich in der Westwand so genau, dass ihr Abstand von den Nebenwänden der Kammer je 0.50 m, von der Decke und der Felsbank je 0.20 m beträgt (Abb. 8.10). Die Decke der Nische ist durch eine Leiste gegliedert; vor ihrer rückwärtigen Wand sind im Boden in zwei Reihen je sieben, am oberen Abschluss leicht gerundete vierzehn Eintiefungen mit einem Durchmesser von o. io m angebracht (Abb. io). Je eine, in der Bildung und Grösse ähnliche Eintiefung befindet sich auch in den äusseren Enden der Felsbank (Abb. ga-io-tt); in der Nord-Westecke der Kammer, vor der Felsbank und unterhalb der kleinen Eintiefung dort ist eine weitere, 0.30 m lange und 0.25 m breite, etwa quadratische Grube eingearbeitet (Abb. 11). Die Wände, vor allem aber die Decke und der Fussboden der Grabkammer weisen eine nicht ganz sorgfältige Glättung auf, wobei die Kammer selbst durch ihren Plan unter der an Zahl geringen einkammerigen Gruppe von Felsgräbern Urartus einen besonderen Platz einnimmt[7].
Der Erwartung entsprechend finden die beiden Felsgräber von Şirinlikale in ihrem Gesamtplan im Urartu-Land bisher keine genaue Parallele[8]; sie ähneln ja -genau so wie die königlichen Gräber in Tuspa[9]oder fürstlichen Beispielen in Palu [10]- nicht einmal einander ،[11] Denn beim
Entwurf und bei der Gestaltung der Felsgräber und ihrer Einrichtung spielt nicht nur der soziale Stand von Grabherrn sondern auch die Zahl der dort begrabenen königlichen bzw. fürstlichen Familien eine entscheidende Rolle; als Folge von diesem Charakter dieser Denkmäler werde ich nun versuchen, den urartäischen Ursprung der beiden Schöpfungen von Şirinlikale in einzelnen Formen nachzuweisen:
Der Eingang der beiden Gräber durch eine aus der geglätteten Felswand gehauene und mit einem einfachen Profil versehene Tür ist für Urartu bezeichnend (Abb. 5.7); darin findet die gut erhaltene Eingangsöffnung des Grabs [12] ihre beste Parallele beim königlichen Grab des “Sardur II.” in Tuşpa[13] oder bei den fürstlichen Gräbern in Palu. Der Regel entsprechend ist der Eingang des Grabs I im Gegensatz zu dem Durchgang zur Nebenkammer auf die Achse der Hauptkammer gezogen und die Kammern sind zueinander parallel eingeordnet (Abb. 6a) [14]. Genau so wie ihre königlichen Vorbilder in Tuşpa und im Urartu-Land überhaupt sind die Wände auch hier möglichst rechtwinklig und die Decke flach eingearbeitet (Abb. 8).
Die kleinen Wandnischen, die die Wände der Kammer B des Grabs I stark gliedern (Abb. 6), treten in sämtlichen Kammern des Argişti-Grabs von Tuşpa, in den 3. und 5. Kammern des Grabs von Kayahdere und in der Hauptkammer des Grabs III von Palu und in den Kammern A und B des grossartigen Exemplars von Atabindi bei Tutak (Abb. 12) ähnlich wie hier an verschiedenen Wänden und in grösser Zahl auf[15]; an Zahl geringer ist diese Einrichtung in den Felsgräbern wie z.B. von Sangar mit drei-, von Doğubeyazıt, Tuşpa und Alyar jeweils mit zwei Wandnischen [16]. Die daraus hervorgehende Tatsaehe, dass diese architektonische Einrichtung eine von den kennzeichenden Merkmalen urartaischer Eelsgraber ist, bestätigt sich auch durch ilire Wiedergabe bei den anderen Gruppen der Gattung, wie den unterirdischen Gräbern in Ostanatolien: So sind die aus Quadern sorglältig gebauten unterirdischen Prinzen-Gräber von Altintepe mit zahlreichen Wandnischen versehen worden [17]; ihre volkstümlicheren Vertreter in Alisar, EİÇ, Dagalan und Kamışlı bleiben davon nicht verschont [18]. In einer Kammer des in der Forschung noch unbekannten, mit Steinen verkleideten unterirdischen Felsgrabs von Taniktepe bei Doğubeyazıt und der von B. Oğün zusammengcstellten Beispiele der Gruppe in ١'ukar! Göçmez und Dedeli bei Patnos und in Adilcevaz, wurde dieser Tradition beliebt weitergefolgt[19].
Ein Blick auf diese Vergleichsbeispiele wird gleich zeigen, dass die ١'١''andnischen Urartus in der Regel eine rechteckige Form aufweisen und sich dadurch von den bogenförmig abschliessenden Nischen der Kammer B des Grabs I von Şirinkale unterscheiden. Obwohl die Nischen mit Rundbogenabschluss unter den Exemplaren der oben erwähnten Gruppen urartäischer Gräber auch nicht völlig fehlen [20], lasst sich besonders ein bisher unpubliziertes, im Urartu-Land überhaupt einmaliges, grosses Felsgrab von Atabindi bei Tutak (Abb. 12) durch seine in allen Wänden der geräumigen Hauptkammer und der Kammer B eingearbeiteten und mit Rundbogen abschliessenden zahlreichen Nischen den urartaischen Charakter dieser Form, die nach C.A. Burney später als die mit geradem Abschluss entstanden sein sollte[21] unzweideutig nachweisen.
Im grossen Felsgrab von Atabindi sind ausserdem noch in den Boden der Nische-sich an die Regel haltend- genau so wie im Grab I von Şirinkale je eine kleine Grube eingelassen, die, wie Öğün-T. Özgüç folgend-trefflich beobachtet hat, zur Aufstellung von Urnen dienten[22]. Die sechs vor der Südwand in den Boden der Kammer A desselben Grabs von Şirınhkale eingelassenen und in der Form und Grösse gleichartigen Eintiefungen dienten sicherlich auch für desselben Zweck (Abb. 6), und finden ihre beste Parallele in der Kammer 6 des Grabs von Kayahdere [23]. Dazu kommt noch, dass diese beiden Kammern mit keiner Nische ausgestattet worden sind, was funktionell die gleiche Deutung zulassen würde; d.h., dass diese Kammer ohne Nische die Funktion der Kammer ein und desselben Grabs mit Nischen durch ihre nun in den Boden eingelassenen schalenförmigen Gruben erfüllten[24].
Diese Tatsache bestätigt sich durch ein anderes Verfahren der urartäischen Grabkunst im einkammerigen Grab II von Şirinlikale, wo dieselben Eintiefungen als Mittel demselben Zweck dienend -zur Aufstellung von Urnen also- innerhalb einer eigenartigen architektonischen Mischform, nämlich einer kammerartig gebildeten geräumigen “Nische’ in der Rückwand des Grabs angebracht worden sind (Abb. 8-10). Hier sind insgesamt vierzehn kleine Gruben in zwei ordentlichen Reihen in den Boden vor der Rückwand der grossen Nische eingelassen; dieser Vorgang lässt sich sowohl in der Form der einzelnen Grube als auch in der Anordnung der Gesamtanlage mit denjenigen an der Nordwand der Kammer 6 des Grabs von Kayahderc vergleichen [25]. Besser vergleichbar sind sie aber darin mit denen im einkammerigen “Kremations-Grab” in Tuspa, wo in den Boden von drei, inmitten der Nord-, Ost- und Westwand der Kammer fast der ganzen Lange nach eingearbeiteten schmalen Nischen ebenso in zwei ordentlichen Reihen zahlreiche kleine Mulden eingelassen worden sind [26].
Auch als eine architektonische Form für sich betrachtet, steht diese räumliche “Nische” im Urartu-Land nicht allein: Im östlichen '!'eil der Rückwand der Hauptkammer “B” des Felsgrabs in Sangar, im iranischen Ort an der nördlichen Grenze zu der Türkei, ist eine “2.30 m breite und 1.30 m tiefe Nische von knapp 2.00 m Hohe” angelegt [27], die in dem Gesamtentwurf mit der “Nische” des Grabs H von Şirinkale identisch ist. Eine weitere, der in Şirinkale ähnlich breite (2.00 m) und hohe (1.80 m) aber ziemlich Hache (0.50 m) “Wandnische”, liegt inmitten der Rückwand der Kammer 2 des Grabs I von Palu [28]. Auch in der Nordwand der beiden Kammern des Felsgrabs von Kale Köyü bei Mazgirt befindet sich je eine verhältnismässig grosse, “ 1.55 m breite und 1.00 m tiefe” Nische [29], von der die in der Hauptlcammer ausserdem noch in ihrer Stellung in der Mitte der Rückwand mit dem Beispiel in Şirinkale eine gewisse Verwandtschaft aufweist. Sicherlich nicht umsonst differenziert sich die mittlere Nische in der Rückwand der Kammer B des Grabs I von Şirinkale selbst durch ihr 1.15 m hohes, 0.65 m breites und 1.00 m tiefes Format, sowie ihre 0.15 m über dem Boden liegende Plazierung von den übrigen Itleinen Wandnischen in demselben Raum (Abb. 6). Und schliesslich weist das in den Felsen gehauene unterirdische Kammergrab I von Dedeli mit seiner ebenso in der Mitte der Rückwand eingearbiteten, “0.70 m breiten 0.70 m tiefen und 0.65 m hohen, für eine rund “2.50 m lange und 1.80 m breite” Grabkammer recht gross wirkenden Nisclre unzweideutig darauf hin [30], dass die Betonung der Rückwand einer Kammer durch dieses architektonische Element eine Eigenart urartaischer Graber ist. Unter den monumentalen Beispielen dieser Form, zu denen offensichtlich auch der tief und breit einspringende und durch einen Vorsprung auch von der Nord-Ostwand differenzierte Raum in der linken Hälfte der Süd-Ostwand der Hauptkammer des grossen Grabs von Atabindi zu zählen ist (Abb. 12), nimmt die “Nische” des Grabs II von Şirinlikale durch ihre Gestaltung und zentrale Stellung einen besonderen Platz ein; dieser darin grundsätzlich am nächsten kommende vorbildliche Einrichtung dürfte wohl schon an dem königlichen “Menua- Grab” in 'I'uşpa angelegt worden sein[31].
Diesem in ihrem monumentalen Format und Plazierung in den Hauptkammern von den einfachen Nischen deutlich unterschiedenen und daher vielmehr als “Grabschrein” zu bezeichnenden Element in den Felsgräbern wie von Şirinlikale, Sangar und Atabindi, muss unter den Bestandteilen dieser Denkmäler funktionell eine besondere Bedeutung beigemessen werden. Seine Vorrangstellung bestätigt sich vor allem durch das Beispiel in Sangar, wo nach W. Kleiss in die rückwärtige Wand der Nische “unter Umständen eine l'otenstele eingelassen” worden ist [32], Stele - auch in den Nischen-, wovor Libationen in Verbindung mit dem Totenkult ausgeführt wurden, ist ja neulich von C. Işık trefflich als ein symbolischer Gegenstand für diese bedeutende Kulthandlung Urartus interpretiert worden [33]. Den architektonischen Beleg dafür liefert das zu den königlichen Zeremonien dienende offene Totensanktuar Analikiz am nördlichen Abhang der hauptstädischen Festung von Tuşpa durch seine ähnlich wie im Grab von Sangar mit einer Stele ausgestatete Felsnische (Abb. 13) [34]“A nichc construction was incorporated in the northwest wall bchind the stela” ebenso auf dem mit dem Totenkult in Verbindung stehenden offenen Sanktuar von Altintepe[35]. So müssen diese drei Plätze auch funktionell miteinander identisch sein. Und die Richtigkeit dieser Deutung lässt sich nun ausserdem durch ein anderes, bisher unbeachtetes Exemplar, eine ähnlich wie von Anahkiz bogenförmig abschliessende und möglicherweise einst mit einer Stele ausgestatete grosse Felsnische links neben dem Eingang des Felsgrabs III in Palu unzweideutig nachweisen (Abb. 14).
Eine grosse Felsnische neben kleineren steht an der südlichen Felswand auf der zum Kultplatz dienenden Spitze der Burg von Pertek mit einem Stufenaltar in Verbindung und weist damit auf die vielseitige religiöse Deutung dieser bedeutenden Einrichtung im Urartu-Land hin (Abb. 15).
Ich denke, dass auch die “Grabschreine” -wenigstens- ohne feste, aus dem gewachsenen Felsen gehauene Stele wie von Şirinlikale und Atabindi von dieser Gruppe zweckdienlich nicht zu trennen sind; nicht zuletzt deswegen, da eine andere bekannte Gattung von Kultdenkmälern Urartus, nämlich die Felsnischen von Yeşilalıç und Meher-Kapi -sowie von Pertek (Abb. 15) und Küçükçağdanş (Abb. 15a)- auch mit oder ohne Stele sein konnten[36], sondern auch wegen der folgenden gegenständlich gemeinsamen Gründe: Rechts vor der unterhalb des “Schreins” des Grabs II von Şirinlikale liegenden Felsbank, vor ihrem Schnittpunkt mit der Nordwand also, ist eine fast quadratische Einarbeitung im Format von 0.30 x 0.25 m im Fussboden der Kammer sichtbar (Abb. 11), die in der Gestalt grundsätzlich an die in der Achse des Eingangs der Hauptkammer des Grabs I ebenso im Boden eingetiefte Grube (Abb. 6a) erinnert und daher zu den kennzeichenden Bestandteilen urartäischer Felsgräber zu zählen ist. Da eine Monographie über diese Denkmälergattung immer noch fehlt[37] und über den urartaischen Totenkult schriftlich nichts überlieferet ist[38], wird die Interpretation dieser eigenartigen Einrichtung schwer möglich sein.
Dennoch scheint mir auch diese Frage mit der oben an Hand von Beispielen mit Stelen nur mit dem Totenkult in Verbindung gebrachten Funktion des “Grabschreins” zusammenhängend zu klären sein: Etwa in der Mitte des mit einer Stele versehenen “Schreins” bzw. vor einer “Stufe” und links davon befinden sich im Boden der Hauptkammer des Felsgrabs von Sangar ebenso zwei solche runde Einarbeitungen [39]. Als Folge der Bestimmung dieser Kammer für den Totenkult, für die vor einer Stele in der Nische ausgeführte Libationshandlung, dürfte auch diese zur Vollziehung des Rituals dienend als Libationsgruben für Trank- oder ähnliche Opfer angelegt worden sein; so würden diese Gruben die kultische Funktion des vor den Stelen auf dem offenen 'Fotentempel von Altintepe liegenden Libationssteins übernehmen[40]. Sonst hätte eine solche zur Vollendung der Libation unentbehrliche Anlage in den für diese Handlung vorgesehenen Hauptkammern wie von Sangar und Şirinlikale gefehlt[41]. Diese inhaltlichen Beobachtungen sind besonders durch das prächtig ausgestatete Beispiel von Atabindi nachzuweisen (Abb. 12); denn hier sind sämtliche Formen von Gruben in den urartäischen Felsgräbern vollständig vertreten: die kleineren, “zur Aufstellung von Urnen bestimmten”, in den kleinen Wandnischen; die riesig Grösste, vielleicht ähnlich wie bei den Hethitern in Verbindung mit dem Totenreich zur chthonischen Opfergrube dienende[42], in der nord westlich von der Hauptkammer liegenden Kammer C; und schliesslich die in mittlerer Grösse, also hier für “Libationsgrube” erklärte, dort, wo sie kultisch zu brauchen ist, nämlich im Podest des “Grabschreins” selbst.
Wiederum gerade dort, wo die Handlungen zum Totcnkult stattfanden, vor dem “Schrein” des Grabs II von Şirinkale also, zieht an der Westwand eine schmale und niedrige Felsbank entlang (Abb. 8-10), die an ihren beiden Enden je eine kleine, zur Aufstellung von Urnen dienende Grube enthält (Abb. 11). Dies bedeutet aber nicht, dass diese Einrichtung, die Bank, die zu den bekannten architektonischen Elementen urartäischer Gräber[43] und Tempel[44] gehört, eigentlich zu diesem Zweck angelegt worden ist; sie diente ofensichtlich zum Abstellen von \zotivgeschenken bzw. Grabbeigaben[45]. Diese - genau so wie der unmittelbar daneben liegende “Schrein” und die Libationsgrube im Grab II- mit dem Totenkult in Verbindung stehende Funktion der Felsbank bestätigt sich unzweideutig durch ihre auffallenden Beispiele beim offenen Totensanktuar Anahkiz (Abb. 13) [46] und dem prächtigen Felsgrab von Atabindi (Abb. 12), wo sie den Kultplatz im Freien bzw. in der Hauptkammer von allen Seiten umgeben; dieselbe Funktion übernehmen im Grab von Sangar wohl die auf das “Nischenpodest führenden zwei Stufen” oder dieset Podest selbst[47].
Damit seien die architektonischen Bestandteile urartäischer Felsgräber an Hand von in Şirinlikale belegten Formen gegenständlich und inhaltlich
zum ersten Mal in der Forschung eingehend untersucht. Es ist nun zu hoffen, dass Fragen über die hier vorgeschlagenen Deutungen einzelner Elemente einer derartig faszinierenden Denkmälergattung, die ja als eine von den prächtigsten und zukunftträchtigsten Schöpfungen Urartus in der Kunstgeschichte Anatoliens von grosser Bedeutung ist[48], durch die Kritik fachmännischer Forschungen zu endgültiger Lösung gelangen.
FELSTUNNEL
Mit zu den eindrucksvollsten Denkmälern dieses in der Felstechnik besonders begabten und erfindungsreichen Bergvolks Altanatoliens zu zählen ist auch die Gattung der Felstunnel mit Treppen[49]; davon befinden sich in Şirinlikale zwei, die an beiden Seiten von Felsgräbern durch den steilen Nord- bzw. Südabhang des Burghügels hindurchgetrieben sind (Abb. ن).
Die südliche Tunnelsanlage A mit einem durch Profile betonten, etwa 2.20 m breiten Eingang weist am Beginn eine sorgfaltige Meisselarbeit auf und hat eine serrkrecht geglättete Felswand mit einenr bogenförmigen Abschluss (Abb. 16). Sie biegt kurz danach, in der oberen Hälfte in Bogenform herausragend und fast hufeisenförmig, steil nach Osten in die Richtung zum Flussbett hinab, führt aber über stark abgetragene Stufon in einem 2.30 m breiten, unförmigen Raum zu einem Ende. Dieser Fall konnte wohl mit einer späteren Verschüttung der Öffnung erklärt werden, wenn aber die Beschaffenheit der Fclshohle an dieser Stelle dafür geeignet erscheinen W'ürde; daraus kann man doch vielmehr erschliessen, dass die Bautätigkeit des Tunnels hier aus technischen Gründen eine zwangsläufige Unterbrechung erfuhr. Hinzu kommt, dass an der Krümnrung des Tunnels ein ebenso vergeblicher Versuch gemacht wurde, durch eine zweite Galerie[50]mit einer rund 3.00 m breiten Öffnung in der Südwand voraussichtlich zum Flusslauf in der tiefen Schlucht zu gelangen.
Obwohl die Festungen mit zwei Felstunneln im L'rartu-Land auch noch durch die Beispiele von Palu, Bağın Izoli und Kizilkaya belegt sind [51], dürfte die Errichtung einer zweiten Anlage, des 'l unnels B, in Şirinlikale (Abb. 17) wohl als Ersatz für den misslungenen ersten Versuch einem Bedürfnis abgeholfen haben. Dafür wurde der dem l'unnel A gegenüberliegende Platz im nord-westlichen Winkel des Abhangs ausgewählt, wo das Felsmassiv mit einem Knick nach Osten biegt (Abb. 2.4). Der Tunnel bildet -wie gewöhnlich- eine Bogenform mit steilen Wänden, die wegen der heterogenen Beschaffenheit des Felsmassivs in bestimmten Abständen gewaltige Spalten aufweisen; davon ist die Decke besonders stark betroffen. Der etwa 3.00 m breite, geräumige, zum Norden hin steil eingetiefte Treppentunnel führt heute über 52 Stufen mit einer Höhe von je 0.25 m zu einem verschütteten, feuchten Ende. Folglich sind unsere Kenntnisse über die Gesamtanlage nicht vollständig. Dennoch konnte der Gang nicht zum Flusslauf hinab geführt haben, denn er führt offensichtlich nach Norden, zum Flussbett parallel (Abb. 2), und daher auch ist am Fuss des nord-östlichen Abhangs keine Spur vom Durchbruch zu sehen. Die Anlage müsste also zur Speicherung des trinkbaren Grund- bzw. Quellwassers bestimmt gewesen sein und daher bis zum unterirdischen wasserführenden Horizont hineingetrieben worden sein[52]
Die Errichtung von urartäischen Felstunneln als Mittel zu diesem lebenswichtigen profanen Zweck, zum Gelangen des nie versiegenden, täglichen Grundwassers, ist durch die freigelegten Exemplare in
Toprakkale[53] und Toklucak bei Diyadin [54] nachweisbar. Im Vergleich zu dem königlichen Monument von Toprakkale, dessen riesiger Saal an der Sohle u.a. auch ein 8.00 m langes und 3.50 m breites sowie voraussichtlich 1.00 m tiefes Quellbassin enthält[55], endet die aus drei Galerien bestehende provinzielle Schöpfung von Toklucak mit einer einfachen schachtartigen Grube, die einst sicherlich für unterirdisches Quellwasser als Bassin diente[56]. Eine ähnliche Anlage ist auch beim Felstunnel am südlichen steilen Abhang des Felshügels von Harput und beim südlichen Wassergang am östlichen Abhang der Bayburt Kale[56a] wahrzunehmen.
Zu einem ähnlich schachtartigen Ende auf dem Niveau des Grundwassers müssen auch diejenigen Gruppen von Felstunneln Urartus geführt haben, deren Öffnung zum Flusslauf als natürliche Folge der geographischen Lage der Festung oder der Richtung dieser Anlage selbst nicht in Frage kommen kann. So ragt z.B. die von H. von Gall irrtümmlicherweise für “armenisch” gehaltene urartäische Burg Pekeriç[57]heute Qadirkaya (Abb. !),landschaftlich in einem Gelände empor, indessen Umkreises keinen Fluss gibt (Abb. 18); und daher schliesst sich die Möglichkeit aus, dass der hiesige, unten verschüttete Felstunnel (Abb. 19) durch einen Durchbruch zum Flusslauf geführt hätte; tatsächlich ist eine solche Öffnung des nach Westen führenden Treppentunnels am Fuss des Burghügels auch nicht festzustellen [58]. Bei einem anderen Fall liegt zwar der Platz, wie das von uns neu entdeckte Kizilkaya bei Aşkale (Abb. t), am westlichen Rand eines Flusstals (Abb. 20), die Treppen seiner beiden unten verschütteten Felstunnel am süd-östlichen Abhang des steilen Felsmassivs (Abb. 2t) und in der nördlich davon schräg liegenden gewaltigen Aufspaltung (Abb. 22) führen aber Wassergänge zu den dem Flussbett entgegengesetzten Richtungen hin; nämlich zum Süden bzw. zum Westen. Dies bedeutet, dass diese beiden Anlagen nur für den Gang eines unterirdischen Grundwassers bestimmt gewesen sind, nicht für das am Fuss des Hügels laufende Flusswasser. Derselbe Vorgang gilt für die Beispiele am nordwestlichen Abhang von Palu am Murat und am östlichen Abhang von Izoli am Fırat sowie für die innerhalb der nord-östlichen Bastion nur teilweise erhaltene und wohl daher bisher nicht bemerkte Anlage von Pertek am -ehemaligen- Murat.
Und schliesslich weisen nicht einmal diejenigen Anlagen, die deutlich zum Flusslauf hin gerichtet worden sind, an ihrer Sohle unbedingt einen zum Bett de Flusses sich öffnenden Durchbruch auf. Den besten Beleg dafür liefert der in der Forschung bisher unbekannte Felstunnel von Küçükçağdarış bei Aşkale (Abb. 1), wo die zwei Flüsse, Serçeme im Süden und Çağdarış im Norden eine imposante Landzunge, einen geradezu für Urartäer geeigneten Platz, bildend bald darauf im Westen zum Fırat, Karasu, münden (Abb. 23). Der von Schatzsuchern teilweise und sauber freigelegte, geräumige Felstunnel liegt im auslaufenden Westteil des Burghügels und führt über stark abgenützte Stufen zum Norden, zum unmittelbar darunter liegenden Flusstal von Çağdarış hin steil hinab (Abb. 24), wobei an seiner Sohle am Fluss unerwartet kein Durchbruch vom künstlerischen Charakter festgestellt werden kann. Folglich muss es sich auch dabei um einen zu einer wohl auf dem Niveau des Flussbeckens oder etwas tiefer liegenden unterirdischen Quelle führenden Wassergang handeln. Ein ähnlicher Vorgang gilt auch für weitere bekannte Exemplare dieser Gruppe wie z.B. für die westliche, steil zum Fırat hin tunnelierte Anlage in Izoli [59], oder für die -zu einer oberirdischen Felstreppe parallel-zum ziemlich entfernten Murat hin gerichtete zweite monumentale Schöpfung am südwestlichen Abhang von Palu [60].
Aus der 1 atsache, dass sich unter den bisher entdeckten zahlreichen Felstunneln Urartus[61] nur einige wenige Exemplare-wie die beiden Anlagen in Bağın am Perisu (Abb. 25) [62]und je ein Beispiel in Deliktaş am Murat [63], oder in Eğil am Tigris [64] -durch einen Durchbruch zum Flusslauf hin öffnen, geht deutlich hervor, dass die Urartäer schon zur Sicherstellung ihrer Befestigung ihren täglichen Wasserbedarf womöglich durch die bis zu einer unterirdischen Wasserader eingetieften und im Felsen blind endenden I unnelanlagen von monumentaler Ausführung decken mochten. Diese Beobachtungen bestätigt in vollkommener Weise die heute als “Tausend-treppen” genannte Anlage am südlichen Abhang der hauptstädtischen Burg von Tuspa, wo eine oberirdische steile Felstreppe, ähnlich wie die unterirdische von l’oprakkale, der neuen Hauptstadt, von der Höhe der Burg zu einer heute noch entspringenden und “unabhängig vom Niederschlag in Vierjahrzeiten den Bedarf der Festung deckenden, wasserreichen Felsquelle” führt[65].
Schliesslich sollte eine mögliche sakrale Nebenfunktion eines im profanen Zweck derartig bedeutenden “Lebensquells” auch im Lande der Erfinder dieser eindrucksvollen architektonischen Denkmälergattung Altanatoliens nicht unerwähnt bleiben[66]. Dafür scheint nicht nur die monumentale Ausgestaltung der Anlage selbst [67], sondern auch sachlich die eigenartige architektonische Einrichtung des riesigen Saals an der Sohle des königlichen Felstunnels von Toprakkale wichtige Hinweise zu geben: die sich am Fuss der drei Seitenwände und am Rand des grossen Quellbeckens befindliche Felsbank, und die im nördlichen Teil der Ostwand angelegte 7.00 m breite und über dem Boden 0.80 m erhöhte Wandnische[68] sind bekanntlich Formen gewesen, die zu den kultischen Handlungen dienten und hier in einem “lebensspendenden” und daher wohl heiligen Raum-in dem Falle- ohne weiteres zum Wasserkult gedient haben könnten. So sei nicht nur die bisher “unverständliche” Funktion des architektonisch reichlich ausgestateten Saals in Toprakkale sondern auch die des mit insgesamt 21 -wohl zu den Libationshandlungen dienenden- kleinen Felsschalen versehenen, geräumigen Eingangsraums des oberen Felstunnels von Palu geklärt[69]; damit zusammenhängend auch noch die mögliche sakrale Nebenfunktion der Gattung überhaupt[70].
FELSGRUBEN
Die Identifizierung der Felstreppen in Şirinlikale mit dem Zweck zur Gewinnung des Quellwassers lässt die Funktion einer anderen, bisher oft als “Zisterne” gedeuteten Einrichtung, dort genauer festlegen. Es handelt sich bei dieser ebenso ursprünglich urartäischcn Anlage um eine in Form eines räumlichen Vorratsgefässes aus dem gewachsenen Felsen herausgehauenen Grube; und davon sind auf dem Burghügel von Şirinlikale zwei Exemplare belegt (Abb. 26-27).
Diese bilden -ausgenommen von einigen wenigen Felsabtreppungen- die einzig auf der Oberfläche heute noch fassbaren architektonischen Reste urartäisches Kulturguts auf dem Felsplateau, das nach Norden zu ein leichtes Gefälle bekommt und am unteren Rand mit einer nur teilweise erhaltenen mittelalterlichen Befestigungsmauer endet (Abb. 4). Die beiden Felsgruben liegen unweit von diesem späteren Mauerrest und voneinander in Ost-West-Richtung (Abb. 2) und sind nur an ihren in den Felsen gehauenen oberen, runden Öffnung zu erkennen; denn der Hohlraum ihrer Schächte ist bis unterhalb des Mundlochs mit Schutt ausgefüllt. Daher fehlen jegliche Kenntnisse über die Form und Ausdehnung der Anlagen. Dennoch geben die Form und die Grösse der Öffnung selbst, die bei der Felsgrube A (Abb. 26) 0.80 m und B (Abb. 27) 0.70 x 0.80 m misst und sich nach innen hin allmählich zu einer regelmässigen Wölbung auszuweiten scheint, für die Bestimmung dieser /\nlage konkrete Anhaltspunkte:
Die urartäischen Bauten von dieser Art sind uns aus verschiedenen Festungen Ostanatoliens bekannt, und eine von den mit denen aus Şirinlikale gut vergleichbaren und voll ausgeräumten Exemplaren befindet sich im benachbarten Ort Pekeriç bei Tercan (Abb. 18) [71]. Die nur ein paar Schritt östlich vom Eingang des Treppentunnels (Abb. 19) in den gewachsenen Felsen eingetiefte Anlage hat eine runde Öffnung, die 1.10 x 1.00 m misst (Abb. 28); ihr Hohlraum mit gut geglätteter Wandung gibt die Form eines rundlichen Pithos wieder und erreicht am Boden eine Ausdehnung von 3.20 m und eine Tiefe von 2.20 m. Ausserdem enthält er in der Nord wand eigenartigerweise eine kleine Nebenkammer (Abb. 29). Eine andere, bisher unbekannte Felsgrube befindet sich auf der urartäischen Burg Küçükçağdarış bei Aşkale (Abb. 23). Sic liegt unmittelbar südlich bzw. oberhalb vom Felstunnel dort (Abb. 24) und bildet in Form und Format
Die weiteren in der Literatur nicht bekannten Beispiele der Gattung stammen aus Bağın, Pertek, Palu und Harput. Von den auf der Burg von Bağın am Perisu in den Felsen eingetieften vier Felsgruben befinden sich je zwei auf der kleinen felsigen Spitze und dem nördlich davon und innerhalb der mittelalterlichen Befestigungsmauer -mit urartäischen Resten und einer kleinen urartäischen Inschrift- liegenden Burgplateau: Die runde Öffnung der südlichen Anlage auf der Spitze ist i.io m, die der nördlichen 1.40 m breit; sie liegen 0.75 bzw 2.50 m tief. Die nord-westlich auf dem Burgplateau unten eingetiefte Felsgrube (Abb. 31) hat eine 1.80 m breite Öffnung und weist eine zum Einsetzen eines Deckels bestimmte flache Höhlung am Rand auf; ihre -wie gewöhnlich teilweise mit Erde bedeckte- Tiefe beträgt 2.50 m. Die Öffnung des letzten, östlich davon liegenden Beispiels misst 1.60 m.
Unter den zwei ähnlich wie die von Bağın gestalteten Felsgruben könnte der Grössten mit einer 0.90 m. breiten, runden, profilierten Öffnung und 4.15 m tiefem Ausmass auf der Feispitze von Pertek -dem inhaldich kultischen Charakter des Platzes mit Kultstelle, Felstor, Nischen und Felsaltären folgend- ähnlich wie die in den Felsgräbern vielleicht eine religiöse Bedeutung, eine “chthonische Opfergrube” also, beigemessen werden[72]. Doch zum profanen Zweck gedient hätte die zweite Anlage ausserhalb der Befestigungsmauer am östlichen Abhang des Hügels, wenn aber, die 0.55 m breite und 1.20 m tiefe Felsgrube her neben einer kultisch bedingten kleinen Felsschale nicht gelegen hätte und sich östlich davon, am Ende des Felsmassivs, mit Abstand noch fünf Felsnäpfchen nicht befunden hätten. C. Işık versucht, die Funktion je einer “Felsschale” an beiden Vorratsgruben in îzoli mit Recht als zum Einsetzen eines kleinen Gefässes während des Umfüllungsprozesses von Getreide dienend zu erklären; ob derselbe Vorgang auch für den Fall in Pertek gelten dürfte, bleibt offen.
Das einzige Exemplar in Palu ist mit einem Stück Felsblock zusammen ausgebrochen, und liegt südlich vom oberen Burgplateau. Im Urartu-Land überhaupt bisher einzigartig ist die Felsgrube in Harput (Abb. 32), die offensichtlich der Gestalt des langen und schmalen Felsblocks folgend durch einen “dromosartigen” Teil nach Osten hin verlängert worden ist. Eine Einlassung am Rand des verschütteten Felsschachtes, die nur als Auflager zum Einsetzen einer Abdeckplatte bestimmt gewesen sein kann, schliesst die einstige Verwendung der Anlage als “Zisterne” aus. Ähnlich wie die in Pekeriç und Küçükçağdanş in den näheren Nachbarschaften sowie die in
Bagin, Pcrtck, Palu und Ilarput am oberen Firat- und Murattal durften auch die Hohlräume der 1 ,eiden Felsgruben von Şirinkale (Ab. 26-27) gestaltet gewesen sein; in Form eines gewaltigen Vorratsgefässes also.
Nach von Gall “sind Zisternen gelegentlich -wie in Pekeriç- mit einem Deckel versehen, der das Herunterlaufen des Regenwassers gerade verhindern sollte. Nach dem Verbrauch müssen also die eigentlichen Zisternen neu aufgelulll werden, sie regenerieren sich nicht von selbst" [73]. Eine Einlassung um die Schachtmündung der Felsgrube A von Şirinkale diente oflensichtlich auch als Auflager zum Einsetzen einer Abdeckplatte (Abb. 26); die Einrichtung selbt konnte aber kaum als “Zisterne” gedient haben. Deswegen nicht, weil, wie oben dargelegt wurde, die Bevölkerung von ^irinlikale ihr Wasser durch die zu einer nie versiegenden unterirdischen Quelle führende monumentale Anlage, den Treppentunnel (Abb. I 7), besorgte, und daher eine zweite Anlage dafür, die sogar von der ersten abhängend immer wieder mühselig “neu aufgefüllt” werden sollte, nicht brauchte[74]. Dieser Fall gilt freilich auch fiir die anderen, mit den Gruben von Şirinkale identischen Exemplare von Pekeriç (Abb. 28-29), Küçükçağdarış (Abb. 30), Bagm (Abb. 31), Pertek, Palu und Harput (Abb. 32) sowie von Izoli, wo eben wenigstens je ein Felstunnel den Wasserbedarf der Einwohner deckte (Abb. 19.24-25), Im wörtlichen Sinne als Zisternen dienten z.B. die unterhalb der Palastanlage in den Felsen gehauenen und mit Mauerwerk ausgekleideten drei riesig grossen Schachte auf der unteren Burg von Çavuştepe [75], wo gerade ein Treppentunnel, eine zur Versorgung des täglichen Trinkwassers bestimmte Anlage, fehlt.
“Die einfache Art der Vorratshaltung ist das Einlagern der Getreidekörner in natürliche Mulden. Sind nicht genügend solcher Mulden vorhanden, so legen die Bewohner auch zylindrische und kegelförmige Gruben an. Auch diese werden mit Laub, Stroh, Lehm oder Holz abgedeckt. Sie waren ursprünglich in ganz Aitatolien verbreitet... Es verwundert nicht, dass diese Art der Vorratshaltung nur noch in Dörfern
Ostanatoliens gebräuchlich ist” [76]; es durfte auch nicht verwundern, wenn diese von E. !’eters für unsere Zeit festgestellte praktische Verwendung der Felsgruben in Ostanatolien auf die uralte '!’radition von Jahrhunderten zurückgeführt wird und ursprünglich im Urartu-I and verwurzelt gewesen ist. Denn die offensichtlich auch mit Deckel versehenen Felsgruben Urartus sind ja grundsätzlich in Form einheimischer Vorratsgefasse gebildet und auch im Format nicht viel grosser als diejenigen; ein Vergleich mit den “Pithoi” aus Çavuştepe, die fast 2.00 m hoc 11 und 1.50 m breit sind[77], bestätigt es.
Den besten Beleg ftir die Bestimmung dieser Anlage liefern V. Sevin und o. Belli in dem bekannten urartaischen Platz Yeşilalıç bei Özalp, wo die insgesamt sieben Gruben in Form eines '!'onpithos teils aneinander, teils voneinander isoliert, in den Felsen des Burghügels eingetieft worden sind [78], und können schon von der Zahl lier anstelle eines Magazins mit zahlreichen “Pithoi[79]nur als Vorratsgruben gedient haben; die Bewohner von Yeşilalıç besorgten ja das Wasser durch einen tief aus dem gewachsenen Felsen walzenförmig herausgehauenen grossen Brunnen am südlichen Abhang des Hügels, am Pagan Çay[80].
Daher soll Z.B. auch die “in eine Abplattung eingetiefte, 1.30 m tiefe und maximal 1.20 m breite Aushöhlung in Form eines Vorratsgefässes mit einer oberen, runden Öffnung von 0.50 m Weite” in Sangar[81] dieselbe Funktion erfüllt haben, und die Ansicht von c. Işık, der in seinem sich in Vorbereitung befindlichen Beitrag über die Ausgrabungen von Izoli die ähnlichen Anlagen dort ebenso als Vorratsgruben zu erklären versucht, richtig sein.
Und schliesslich, wenn die zwei in F'orm eines Kegelstumpfs eingetieften und von w. Kleiss als Vorratsgruben bezeichneten -wohl mittelalterlichen- Einrichtungen auf der Oberburg von Bastam[82] ihre genaue Entsprechung bei einer modernen Schöpfung aus unserer Zeit in Aliam bei Elazg finden [83], und ein anderes Beispiel in Arsameia am Nymphaios “im Mittelalter wiederverwendet'' worden ist [84], durfte somit aucli die Durchführung dieser Einrichtung im Osten, sogar ursprünglich im IIrartu-Land, durch das durcli die jahrhunderte hindurch unabhängig von ethnischen Voraussetzungen durcltsetzte Traditionsbcwustsein der einhei- misclr ostanatolischen Bevölkerung nachgewiesen sein.
DAS MITTELALTERLICH ŞİRİNLİKALE
Solche ineirtander verflochtene Verbindungen ostanatolisclies Kultur- guts zwischen der Vergangenheit urtd der Gegenwart dürfte eigentlich kein W under sein, denn viele von den urartäischen !,!atzen sind u.a. auch im Mittelalter weiterhin besiedelt worden [85]; als markante Beispiele seien liier die alte ehrwürdige Hauptstadt Tupa, (auepe, Palu, Bastam und andere kleine Siedlungen im Iran [86] und in der Osttürkei genannt. Zu diesen kulturpflanzenden urartäischen Zentren zählt sich aucli Şirinkale, wo ein imposanter Rest einer Befestigungsmauer am nördlichen Rand des Burghügels (Abb. 2.4) als historischer Zeuge seiner mittelalterlichen Existenz da steht (Abb. 33). Abgesellen davon und von den Keramikscherben, liaben die nachfolgenden Besiedler hier keine konkreten Spuren in Bezug auf' die materielle Kultur hinterlassen; in der Eelsarchitektur haben sie oflenschtlich Urartus Hinterlassenschaft angetre- ten, und dieser Vorgang ist sicherlich auch für die weiteren nachbesiedelten urartäischen Eestungen der fall gewesen.
So ist mir unverständlich, wie "man in dem Schluss wohl kaum felilgehen wird, dass diese -Felstunne! und Felsgruben- und andere Anlagen” in Pekeriç nur wegen “des bedeutendsten Mithrasheiligtums des armenischen Altertums und der davon abhängigen wichtigen Rolle der Stadt in der spateren klassisch-armenischen Geschichte” einfach als “von den alten Armeniern angelegt” erklärt werden konnte[87]’. Uber den urartaischen Charakter des Treppentunnels (Abb. 19) und der Vorratsgrube (Abb. 28-29) von dort besteht, wie oben im Vergleich mit ihren Pendants in Şirinkale (Abb. 17) und Küçükçağdanş (Abb. 24) eindeutig dargelegt wurde, kein Zweifel. Auch drei Felsgräber am Fuss des Felsklotzes im Süden der Festung[88] können nur urartaischen Ursprungs sein (Abb. 34-35): Sie sind -ausgenommen vom Grab I im Westen mit zwei Kammern- im Typus einkammerig, in der Gesamtanlage klein und in der Technik rauhwandig und einfach ausgeftihrt, und bilden in der Form unregelmässige Ecken. Ein augenfälliges Merkmal, die planmässige Bereicherung der Anlagen durch einen in den Felsen winklig eingetieften Vorraum vor der niedrig gestalteten Eingangstür, wodurch sich diese lokalen Schöpfungen von Pekeriç von den bekannten Felsgräbern Urartus unterscheiden, kann auch kein Argument sein, diese sakralen Bauten “der spateren klassisch-armenischen Kunst,’ zuzuschreiben; denn es gehört ebenso zu den unzerrtrennlichen Bestandteilen der unterirdischen Gräber Urartus, die sich ausserhalb einer Befestigung befinden und u.a. auch in den Felsen gehauen werden konnten[89]. Der Grabtypus mit einem Vorraum, “Dromos”, bleibt ausserdem noch unter den ähnlich wie in Pekeriç am Fuss eines Burgbergs in den Felsen hineingemeisselten Exemplaren nicht ohne Beispiel; den Beleg daftir bietet die bekannte urartaische Zitadelle Sangar im Iran[90] vor allem aber das volkstümliche Felsgrab von Kalecik bei Tupa[91].
Diese Beobachtungen bestätigen sich durch eine andere bekannte Kunstübung Urartus; nämlich durch die am Fuss des südöstlichen Abhangs unterhalb des Graaberfelds in die schrägen und glatten, ausgewachsenen Felsen eingemeisselten Zeichen (Abb. 36). Diese auf einen grossen Platz verstreuten und in halbkreis-, haken-, L- oder I- Form eingearbeiteten Felsrinnen finden ihre beste Parallele in zwei Gruppen, ebenso zahlreich und in verschiedenen Formen am Rand des Burghügels von Atabindi bei Tutak; einmal auf dem glatten Felsen vor dem vom Burghügel durch eine Treppe herunterfuhrenden Eingang des monumentalen Felsgrabs (Abb. 12. 37-38), und ein anderes Mal wiederum oben, über dem westlich davon liegenden kleinen Felsgrab. Daher muss diese eigenartige Anlage durch ihre mit den beiden Gräbern unmittelbar in Verbindung stehende Plazierung eine sepulkrale Bedeutung, eine auf religiösen Vorstellungen oder Kultvorschriften basierende Funktion haben. Nicht anders als diese muss also die Einrichtung von Pekeriç interpretiert werden, die ja nur wegen der ungünstigen Beschaffenheit des Felsmassivs oberhalb der Gräber dazu auf einer für kultisches Zeremoniell geeignete Stelle unterhalb der Felsgräber angelegt werden musste; eine Felsbank an der unteren Grenze der Anlage links (Abb. 36) diente offensichtlich wie in den Felsgräbern Urartus zu diesem kultischen Zweck. Dies kann ausserdem noch in Atabindi durch den mit einem mit diesem “Zeichen” in Verbindung stehenden und zur Eingangstreppe des grossen Felsgrabs führenden Abflusskanal (Abb. 38), der im Urartu-Land bekanntlich mit Opferhandlungen auf dem Kultplatz in Zusammenhang gebracht wird [92], argumentiert werden. Ich möchte eine ähnliche Erscheinung auf dem kleinen urartäischen Platz Deliçay am VanSee bei ErciŞ, wo am östlichen Abhang des Hügels in einigen voneinander abstehenden kleinen Felsblöck je ein kreisrundes “Zeichen” eingetieft worden ist (Abb. 39), ebenso als eine Art zu den Libationshandlungen dienender Altar und mit Gräbern zusammenhängend erklären [93]. Folglich sei auch die “Datierung und Zweckbestimmung des im Bereich des östlichen Befestigungsgürtels in den Felsen eingearbeiteten, eines kreisrunden und daneben eines sichelförmigen Zeichens” in Bastam geklärt [94].
Daraus geht deutlich hervor, dass weder “die Felsanlagen von Pekeriç von den alten Armeniern angelegt worden sind” noch “eine Vermittlerrolle
der klassisch-armenischen Kunst bei der Verbreitung der Felstreppc in Anatolien”[95]in Frage kommen kann. Es waren ja -wie ich an einer anderen Stelle ausführlich dargelegt habe- [96] die Phryger gewesen, die die Kunst der Felsbearbeitung, sei es als Felsgrab oder Felsnische oder auch Felstunnel bzw. Felstreppe und “Stufenaltar”[97], von dieser darin besonders fähigen utid schöpferischen Grossmacht Ostanatoliens der frühen Eisenzeit .gelernt und als ihre zeitgenössische, in der Kunst und Politik mächtige Nachbarn die Zwischenglieder zwischen der urartaischen Vorbildern und anatolischen Nachschöpfungen übermittelt haben.
Diese Feststellung lasst sich nun ausserdem noch an Hand von einer anderen bekannten Gattung von Fclsdenkmälern Phrygiens untermauern: Während meiner vor kuzem unternommenen Studienreise in der Umgebung von Elazığ stiess ich östlich von der ursprünglich urartaischen Felsburg Harput auf eine eigenartige Anlage, in der eine Steile Felstreppe mit zahlreichen Stufen im Norden zu einer aus dem gewachsenen Felsen heraus gemeisselten, rund 2.00 X 3.00 m grossen Plattform mit Felsbank fuhrt (Abb. 40), und in dem Gesamtentwurf gleich an die in der archäologischen Literatur als “Stufenaltäre” bekannte Gruppe phrygischer Denkmäler [98] erinnert. Anders als dort ist, dass die durch niedrige und ungleichmässige, geglättete Wände an drei Seiten einen in sich geschlossenen, nischenartigen Raum bildende Plattform in Harput dahinter durch eine profilierte Öffnung über der hohen Felsbank mit einem zweiten, kleineren Platz in Verbindung zu Stehen scheint. Trotz dieser nur nebensächlichen Unterschiede ist die förmliche und funktionelle Abhängigkeit der phrygischen Beispiele von urartaischen unverkennbar; dieses diente genau so wie die im phrygischen Lande offensichtlich zum offenen Kultplatz. Dafur sprechen nicht nur die Felsbank und das Felstor, das im Vergleich zu den nischenartig gebildeten “Scheintoren” Meherkapi and Yeşilalıç bei Van [99] richtig durchbrochen ist, und sein weiteres, sogar mit Wandnischen in Verbindung stehendes Pendant auf der hauptsächlich für،-inen offenen Kultplalz bestimmten höchsten Spitze der imposanten Burg Pertek findet (Abb. 41), sondern auch die beiden kleinen, im phrygischen Lande auch mit “Stepmonument" zusammenhängend belegten [100]Fels- nischen an der Aussenseite der Felswand des die Anlage unmittelbar in Westen begrenzten kleinen Felsmassivs (Abb. 42).
Als Folge dieser auch von grundsätzlich ähnlichen religiösen Vorstellungen bedingten engen kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Volkern Altanatoliens wird man irr dem Schluss wohl kaum fehlgehen, dass auch die von H. Gonnet-Bagana mit den "gleichzeitigen''hethitischen Vorbildern in Zusammenhang gebrachten kultischen “Felsschalen” im phrygischen Lande [101]-in Yumrutepeler sogar mit Gräbern in Verbindung stehend- in der'1'at als phrygischc Schöpfungen vielmehr ein Verdienst des Gedankenguts Lrartus erklärt werden können. Denn die ähnlichen Eintiefungen sind im Lrartu-Land auf den Felsen unterhalb des Felsgrabs von Lmudum in der Erzurum-Ebene (Abb. 43) wohl in ähnlicher Funktion wie die “Felszeichen” (Abb. 36-39) dreimal beleg, [102]; sie dienten also auch beim Bestattungs- oder Totenkult zur Aufnahme von Trankopfern und weisen förmlich und funktionell offensichtlich auf eirie ertge Beziehung zu den früheren lietliitischen Felsschalen- an oder in der Nähe von Bestattungsplätzen- in BogazkOy hin '[103]
“Entsprechend wird man auch die Schalenfelsen -in hethitischer Welt- als Opferplätze erklären dürfen, wenn sie nicht gar als Felsaltäre zu bezeichnen sind. Dieser Begriff konnte vor allem auf die völlig umgestalten Anlagen, wie Fels 2, Ktzlarkayasi und evt. auch Kaytkkaya in Hattua - zutreffen- zumal ihnen gewisse Parallelen zu den späteren Felsaltären von Kalehisar und Midasstadt nicht abzusprechen sind". Die Zwischenstufe zwischen diesen von p. Neve zitierten [104]hethitischen Vorbildern und phrygischen Nachfolgern von Felsaltären mit Schalen ist im Urartu-Land belegt: In Pertek am cehemaligen Murat sind zahlreiche Mulden von der Grosse zwischen 0.12m bis 0.40 m im Durchmesser und zwischen 0.20 m bis 0.30 m in der Tiefe über die Felsoberfläche wahllos verteilt; davon befinden sich sechs am süd-ostlichen Abhang des Felshügels und eine Reihe an der, süd-westlich der Burgspitze liegenden, schrägen Felswand links von der zur Spitze hin fiihrenden Rampe (Abb. 44).
Die weiteren drei Schalen auf der Spitze der Burg bieten durch ihre Verbindung mit zwei in einen Altar umgestalteten kleinen Felsmassiven zu den hethitischen eine gewisse Parallele. Die Felsschale im Süd-Osten liegt auf der abgearbeiteten Oberfläche eines gewachsenen Felsblocks, zu dem im Norden eine kleine Treppe fiihrt. Noch beeindrucksvol er ist die Anlage am westlichen Ende der Burgspitze: Das hier über dem felsigen Boden aufragende Felsmassiv enthält auf seiner geglätteten Oberfläche (Abb. 46) und am Fuss seiner glatt abgearbieteten, Steilen Felswand im Süden (Abb. 45) je eine sorgfältig gefiihrte Schale; die Felsabtreppungen an der Südöstlichen Kante des Felsmassivs weisen unzweideutig darauf hin, dass es fiir Urartäer in Pertek ähnlich wie bei ihren hethitischen Vorgängern und phrygischen Zeitgenossen in Anatolien zum Felsaltar diente. Auf der urartäischen Festung von Umudum in der Erzurum-Ebene befinden sich zwei Felsschalen diesmal auf dem offenen Kultplatz vor einer nördlich davon liegenden grossen Felsnische mit Felsbank und Felsmulde (Abb. 46a) [104a]; eine kleine armenische Kapelle bestätigt den ursprünglich heiligen Charakter des Platzes.
Dennoch ist es kein Wunder, wenn die Armenier in der Felsarchitektur im späten Mittelalter den Höhepunkt erreichten; dies muss einen Anfang haben, und dieser Anfang geht offensichtlich auf ihre erste Bekanntschaft mit den urartäischen Felsdenkmälern bzw. auf die durch Urartäer hochentwickelte ältere 'I'radilion der Felstechnik im Osten zurück[105]. Kein Wunder ist aber auch die Tatsache, warum aus diesem fruchtbaren Erbe eines schöpferisch erfindungsreichen und künstlerisch einflussreichen Bergvolks im Osten eine konkrete eigenständig “klassisch-armenische Kunstnicht entstehen korrnte? Oer Grund dafür liegt vielmehr in ihrer Geschichte selbst: denn dieses Volk blieb in der Antike politisch unter der Herrschaft von Grossmächten Persiens [106], den eigentlichen Kulturerben urartaischer Kunstfertigkeiten also, und konnte sich daher auch künstlerisch kaum verselbständigen. Eine eigenständige Kunst von Armeniern -wie ihre eigene Schril't- bildete sich vor allem im Bereich der Sakralbauten erst nach ihrer Christianisierung, oft als Vasallentum im Territoriumsgebiet mächtiger Volker Vorderasiens, der Sassaniden, Araber, Byzantiner und schliesslich Seldschuken[107]. Trotz eines so grossen zeitlichen Abstands von ihrer künstlerisch dunklen Vergangenheit scheinen jedoch manche unter der Herrschaft von Persern entfaltete Begabungen flir einheimische Kunstübungen nicht haben erloschen können; so ist die Entstehung der Felsstadt ٧'١ardzia im späten 12. Jh. n. Chr. zu verstehen [108], und so kann auch die meisterhafte Treibtechnik der Georgier in der Metallbearbeitung nur als Fortführung der uralten Tradition von kaukasischen Volkern und Urartäern verstanden werden [109]: und gerade deswegen liessen die Seldschuken für ihre Bauten die zur Steinarbeit fähigen einheimischen Meister arbeiten [110].
Ob folglich auch die aus drei in den ausgewachsenen Felsen eingelassenen monumentalen Stelen bestehende kultische Anlage von Armeniern oberhalb des Klosters Vank (Abb. 47٠49) in der Nahe von üçpınar bei Tercan (Abb. 2) förmlich und inhaltlich auf die urartäischen Vorbilder zurückgeführt werden dürfte, scheint zuerst einmal wegen des Fehlens von Zwischengliedern innerhalb der so grossen Zeitspanne zwischen den Schöpfungen beider Völkerschaften schwer nachzuweisen sein. Sonst konnte ein Vergleich mit der bekannten urartaischen Stelengruppe auf dem offenen Sanktuar von Altmtepe[111], vor allem aber mit der aus den in derselben Technik wie in Vank direkt in die aus dem Felsen gehauenen Zapfenlöcher hineingesteckten Stelen bestehenden Kultanlage von Yeşilalıç(Abb. 48) [112] zeigen, dass sie auch in der Anordnung der Gesamtanlage mit mehreren, aneinander gereihten Stelen, von denen die dritte in Vank umgestürzt ist (Abb. 49 links), miteinander identisch sind. Ausserdem weisen eine aus dem Felsen gehauene dreistufige Treppe in der Achse der mittleren Stele und die Stellung einer anderen allein stehenden und weniger prunkvollen Stele am Eingang des Vorhofs der Kapelle südwestlich von dieser Einrichtung darauf hin, dass diese Anlage ähnlich wie bei den Urartaern fiir eine Kulthandlung im Freien bestimmt war.
Trotz dieser übereinstimmung in der Gesamtanlage unterscheiden sich die armenischen Stelen in Vank in der Gestaltung der Einzelnen von den urartaischen erstens durch ihren glatt abgeschnittenen Abschluss bzw. ihre dadurch enstandene rechteckige Form; und zweitens weichen sie in der prunkvollen Gestaltung und aus zumeist mit üppig verzierten Kreuzen und geometrischen Steinschnittornamenten bestellenden reichlichen Aussch* muckung von den schmucklosen urartaischen ab, und identifizieren sich dadurch völlig mit den “chatschkar” oder “Kreuzsteinen” aus dem spaten Mittelalter[113]. Eine förmliche Ableitung dieses architektonischen Elements von den alteren urartaischen schliesst sich also unzweideutig aus.
Diese Tatsache bestätigt sich auch dadurch, dass diese “Totengedenksteine” in Vank in der Technik der Hinstellung, der Form, im klossalen Ausmass und in dem das ganze Bildfeld wie eine Häkelspitze prunkvoll verzierten, rein ornamentalen geometrischen Stil der Dekoration auf den direkten Einfluss von der auch inhaltlich vergleichbaren bekannten Denkmälergattung eines anderen Kulturkreises Anatoliens, von seldschu-kischen Grabsteinen zurückgehen [114]. Ein Vergleich mit den aus den Jahren 1277 n. Chr. (Abb. 50) und 1291 n. Chr. (Abb. 51) sowie 131411. Chr. (Abb. 52) stammenden Prunkexemplaren aus Ahlat am Van-See[115] wird die Ableitung dieser armenischen Stelen bzw. Grabsteine aus den seldschukisc- hen in der Form, Gestaltung, Dekoration und sogar im Stil nachweislich bewiesen[116]; denn von den bilinguischen Bauinschriften datiert die seldschukische mit arabischer Schrift an der Schmalseite der rechten Stele von Vank (Abb. 47. 53) die armenische Anlage tatsächlich so spät wie in das Jahr 1293 n. Chr [117, in die Zeit der türkischen Herrschaft in Ostanatolien.
Dies bedeutet freilich nicht, dass auch der Grundgedanke, wodurch die Gesamtanlage von Vank enstanden ist, schon aus den religiösen Gründen in derselben islamischen Quelle zu suchen wäre. Die Anlage mit den “Totengedenksteinen"im Freien diente bei den armenischen Christen wohl zum Totenkult, und daher ist ihre inhaltliche Verbindung mit den urartäischen Einrichtungen in Altıntepe, Yeşilalıç (Abb. 48) und Tuşpa (Abb. 13) mit mehreren Stelen oder einer einzelnen Stele unverkennbar [118]; dazu kommt noch, dass die kaukasischen Georgier -trotz derselben religiösen Vorstellungen- diese Form des Gedenksteins nicht kannten[119]. “The Urartians disappeared from the scene of history some 2565 years ago. Their tradition held on, however, for centuries, influencing strongly the architecture of the area, the workmanship in gold, silvei, iron and copper”; nun, dieser trefflichen Bemerkung von T. Özgüç [120] folgend, durfte es auch von dieser Gattung der Architektur innerhalb der zwischen den Urartäern und mittelalterlichen Armeniern ligenden dunlden Jahrhunderten doch Zwischenglieder gegeben haben, die bisher an uns nicht gekommen sind. So ist es dann ein typischer Vorgang anatolischer Kunst, die ihre schöpferische Kraft unabhängig von der Abstammung und Religion der historischen Synthese zwischen den fest verwurzelten unerschöpflichen Schätzen der einheimischen und den eigenen Kunstübungen der auf dem fruchtbaren Boden dieses Li indes heimisch werdenden neuen Kulturen verdankt [121], an einer und derselben architektonischen Form zu belegen; nämlich die treibende Kraft der heidnisch urartaischen und islamisch seldschukischen Formsprache an einer christlich armenischen Einrichtung: an der Kultanlage in Vank.
DIE DATIERUNG
Die nähere zeitliche Bestimmung der urartäischen Anlagen in Şirinlikale innerhalb einer bestimmten Epoche dieser Grossmacht Ostanatoliens vom 9. bis 6. Jh. v. Chr. könnte nur durch eine königliche Inschrift möglich gewesen. Ein solcher historischer Beleg existiert in der Stadt selbt oder überhaupt in der Umgebung von Tercan nicht. Nichts erhalten ist ausserdem von den Mauern, die nach ihrer Bautechnik wenigstens die Gründung der Festung zeitlich grob einschränken könnte; und kaum ein datierbares Indiz liefern auch die Scherben, die auf der Oberfläche des Besiedlungsgebiets zusammengelesen worden sind.
Das, was zur zeitlichen Stellung des Burghügels annähernd beitragen kann, ist die allgemeine alte Geschichte Ostanatoliens bzw. des Landstrichs bei Tercan, worüber wir durch Annalen urartäischer Könige gut informiert sind; sie lautet bei Burney-Lang zusammenfassend wie folgt: “Im Nord westen Urartus, nördlich der Ebenen von Erzurum und Erzincan scheint der Hauptgegner das Königreich von Diauehi gewesen zu sein. Menua und Argisti 1. fuhren dieses Gebiet in ihren historischen Inschriften unter der Bezeichnung ‘Passländer' auf. Mit grosser Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um die zwischen Aşkale und Tercan gelegene Gegend. Zum Königreich von Diauehi muss aber auch die Bbene von Hasankale gehört haben, die unmittelbar östlich von Erzurum liegt”[122]. Nach den historischen Inschriften von Yazl taş bei Hasankale und von Zivin bei Horasan dürfte der östliche Teil dieses Staats wohl bis zur Erzurum-Ebene hinein (Abb. 1) von Menua erobert gewesen sein [123]; und “der Erfolg mit der vollständigen Unterwerfung dieses mächtigen Gegners Urartus blieb Argisti I. in seinem zweiten Regierungsjahr Vorbehalten... Aus der Tatsache, dass aus der Zeit nach Argisti I. in den Konigsinscsriften der Urartäer keine Hinweise auf Diauehi mehr enthalten sind, ergibt sich der Hinweis, dass Urartu dieses Gebiet nunmehr so eng an sich anschloss”[124]. Damit gewinnen W'ir für die Gründung der urartäischen Plätze bzw. urartäischen Besiedlung der Festungen von Diauehi bei Tercan (Abb. I), darunter auch der Burg von Şirinkale, um die Zeit 780 V. Chr. einen terminus ante quem. Auch der archäologische Befund, wonach die bekannte urartaische Stadt Altmtepe westlich von Şirinlikale in der Erzincan-Ebene (Abb. I) unmittelbar danach, erst in der Zeil von Sardur 11. gegründet werden konnte [125], bestätigt diese historische Tatsaclte.
Die Festung Şirinlikale diente offensichtlich zur Sicherung dieses schwer eroberten Interessengebiets Urartus; denn W'ir stellten nur zufällig nach Süden hin durch das TuzcayTal hinauf in der Richtung von Çat, dem Landkreis von Erzurum, noch zwei alte Siedlungen, Ogulveren und Gokte eyh [126], fest, die auf eine antike Strasse zwischen Çat und Tercan hinweisen (Abb. I). Die Burg Şirinlikale liegt, vom südlichen Endpunkt eines sich zum Tuzlaçay hin öffnenden Tals des Nebenflusses Şıhköy Deresi aus die bizarre Landschaft belterrschend, an dieser wichtigen Verkehrsader (Abb. 3), und die urartaische Geschichte dort dürfte aus diesen strategisch bedeutenden Gründen kaum mehr spater als auf die Einnahme dieses Territoriumsgebiets von Diauehi durch Argişti I. erfolgt gewesen sein. Die
Burg scheint tatsächlich auch aufgrund des archäologischen Befundes, vor allem der nur für Grosse des Landes zukommenden zwei qualitätsvollen Felsgräber, die die Festung als bedeutend ausweisen, im Gebiet von Tuzlacay-Tal eine besonders wichtige Rolle gespielt und diese Vorrangsstellung bis zum Mittelalter hinein beibehalten zu haben. So wäre es durchaus naheliegend anzunehmen, dass die Felsanlagen auf der Burg von Sirinlikale eher in der goldenen Epoche Urartus im 8. Jh. v. Chr. angelegt worden sind als im 7. Jh. Die Gründung der Stadt aber könnte als Folge ihrer strategisch wichtigen Stellung auf eine frühere Zeit zurückgehen und die Burg selbst könnte schon vorher gegen die Eroberungszüge Urartus zum Stützpunkt des mächtigen Pufferstaats Diauehi gedient haben[127]; auf die Existenz einer vorurartäischen Besiedlung des Ortes weisen tatsächlich die Oberflächenfunde hin [128].
Dies war ein Versuch, eine einsam in einer atemberaubend bizarren Landschaft gelegene Festung eines mächtigen Bergvolks der Vergessenheit zu entreissen und damit der prächtigen Kulturgeschichte Ostanatoliens in der frühen Eisenzeit eine neue Seite beizufügen. Die Stadt auf den Bergen ist eigentlich nie in ergessenheit geraten: durch eine scharfsinnige Analogie mit den Wassergängen fand ich sie im Gedächtnis von Eingeborenen als dramatischen “Schauplatz” der beliebten Liebeserzählung “Ferhat und Sirin” so lebendig wie vor Jahrtausenden; und so lebendig ist auch die Kultur Urartus in der heute noch zu beobachtenden Geschicklichkeit der Kupferschmiede von Erzincan in der Treibtechnik, die als ein Symbol des Traditionsbewusstseins der Ostanatolier zwischen der jahrtausendealten Vergangenheit und der Gegenwart kunstgeschichtlich eine feste Brücke schlägt.
Erzurum 1987
ŞİRİNLİKALE
Abkürzungen:
Burney : C.A. Burney, A first season of excavations at the urartian citadel of Kayahdere, AnatSt 16, 1966, 55 ff.
Burney-Lang : C. Burney-D.M. Lang, Die Bergvölker Vorderasiens. Armenien und der Kaukasus von der Vorzeit bis zum Mongolensturm (1975)
von Gall : H. von Gall, Zu den kleinasiatischenTreppentunneln, AA 1967, 504ff.
Kleiss : W. Kleiss, Urartäische Plätze in Iranisch- Azerbaidjan, IstMitt 18, 1968, 1 ff.
Öğün : B. Öğün, Die Urartäischen Bestattungsbräuche, in: Festschrift Tür F.K. Dörner II (1978) 639 ff.