ISSN: 0041-4255
e-ISSN: 2791-6472

Halime Hüryılmaz

Seit dem Anfang der Bronzezeit fing die Produktion der Metallgefäßen an. Obwohl Metallgefäße nicht in jeder Phase dieses Zeitalters überall zu finden sind, lassen sich einige Keramikgefäße als Imitationen metallener Gefäße betrachten, durch die die Metallgefäßformen dieser Zeiten zu erkennen sind.

In diesem Artikel wird eine Schnabelkanne aus dem Museum in Uşak behandelt[1], die eventuell eine keramische Imitation einer metallenen Schnabelkanne sein könnte. Es handelt sich dabei um eine elegante Schnabelkanne mit einer roten polierten, mit Diagonalriefen dekorierten Oberfläche. Dieses Stück (Inv. Nr. 6.1.84) wurde im Jahre 1984 in der Umgebung des Dorfes Karbasan des Kreises Karahalh der Provinz Uşak gefunden; es liegen aber keine weitere Informationen über ihren genauen Fundort vor.

Beschreibung

Die Kanne (s. Abb.l, Tafel 1) hat eine Höhe von 15.6 cm. und einen Körperdurchmesser von 11.9 cm. Der Ton weist eine rosa-rötlich gelbe Brennfarbe auf (mcc 5 YR 7/4-7/6). Im Bruch ist Sand, Glimmer und ein geringer Anteil weißen Kalkgruses sichtbar. Das Gefäß ist mit der Hand geformt worden. Das mit mäßigen Temperaturen gebrannte Gefäß weist keinen dunklen Kern im Bruch auf. Außen ist die Oberfläche mit einem glänzend polierten roten (mcc 2.5 YR 6/6-5/6) Überzug versehen. Der am Bruch des Gefäßes teilweise abgenutzte Überzug ist schwarz gefleckt. Die innere Oberfläche am Hals des Gefäßes trägt einen matten Überzug, dessen Farbe der der äußeren Oberfläche gleicht. Der Schnabel wurde leicht nach vorne gezogen, der Hals wurde eng und der Korper wurde sphärisch geformt. Die Kanne weist einen Rundboden auf. Der vertikale Bandhenkel mit einem flachen Querschnitt verbindet den Gefäßrand mit dem Korper; die Hohe des Henkels überschreitet den Rand nicht. Ein großer Teil dieses Henkels wurde spater mit Gips vervollständigt. Die Diagonallriefen auf dem Korper wurden mehr vertikal als horizontal geordnet.

Keramische Vergleichsstücke

Diese Kanne läßt sich sowohl wegen ihren technischen Eigenschaften, als auch wegen ihrer Form, mit zwei Schnabelkannen aus Beycesultan vergleichen. Eine Kanne[2] stammt aus einem Kindergrab aus der Friihbronzezeit I (Abb. 2) und die zweite[3] aus der Siedltmg (Abb. 3). Die mit rotem polierten Überzug versehene Kanne aus dem Kindergrab in der Schicht XVIIa weist Vertikalriefen am Korper und einen Rundboden auf. Sie ist zwar kleiner als die Uk-Kanne, doch ist ihre Form ähnlich: Der Hals ist genauso zylindrisch geformt und der Schnabel nach vorne gezogen. Auch der Henkel dieser Kanne überschreitet die Randhohe nicht; er verbindet den Gefäßrand mit dem Korper. Die technischen Eigenschaften sowie die Form der Uk-Kanne sieht wie eine Kopie des Grabfundes aus Beycesultan aus.

Die zweite, aus der Schicht XVII des Siedlungsareals von Beycesultan[4] stammende Kanne läßt sich ebenfalls mit der Uk-Kanne vergleichen. Dieses Stuck ist kleiner als die Uak-Kanne und sie weist einen konkav- zylindrischen Hals auf.

In Kusura wurde nach Abschluß der regulären Ausgrabungen eine Schnabelkanne (Abb. 4) geftrnden und ins Museum in Afyon (Inv. Nr. E 318) gebracht[5]. Kusura liegt am Übergangsgebiet zwischen dem westanatolischen und dem zentralanatolischen Plateau, wo lokale Eigenschaften geprägt sind. Die Kusura-Kanne[6] ähnelt sowohl wegen ihrer Form als auch wegen der Vertikalriefen auf ihrem sphärischen Bauch sehr der U؛ak-Kanne und ihre Farbe ist dunkel rotlich grau.

Eine vollständig erhaltene Kanne (Abb. 5) aus Akoren[7] im Kreis i 11 saniye der Provinz Afyon weist eine ähnliche Dekoration auf. Diese, im Museum in Afyon (Inv. Nr. E 7439) aufbewahrte Kanne weist ebenfalls eine ähnliche Korperform auf. Die Unterscliiede bestehen aus den Horizontalrillen auf ihrem sphärischen Korper und aus ihrer langen zylindrischen Halsform. Die Akoren-Kanne weist einen feinen, orange- rötlichen Ton und einen dunkelroten polierten Überzug auf.

Während der Rettungsgrabtmgen in dem, 14 km. nordlicli von Afyon gelegenen Kaklik[8] in den Jahren 1983 und 1984 wurden einige mit Horizontal- oder Vertikalriefen dekorierte Korper- und Randfragmente gefonden. Sie gehören unterschiedlichen Warengruppen an und stammen aus verschiedenen Grabungsarealen. Die Siedlung von Kaklik wird an den Beginn der Fr ihbronzezeit datiert. Ein Korperfragment mit Vertikalriefen[9], das eine bräunlich-graue, polierte Olierfläche und einen feinen, rosagelben Ton aufweist, wurde von T. Efe, [10] als eine "eventtrelle Importware" bezeichnet.

Während den Oberflächenbegehungen, die im Jalrre 1983 in der Umgebtmg von Burdtrr und Isparta, wurde arr der Nordostkante der westlich des KarataÇ-See gelegenen modernen Siedltmg Karamanh, der Mürseller Höyük aufgenommen wtrrden, wurden einige dtmkelgraue Scherben gefunden, imter ihrren siclr eine Scherbe mit tiefen vertikalen Rillen befindet[11]. Diese Scherbe wurde in die Friihbonzezeit datiert. Eine Scherbe, [12] mit horizontalen Rillen kommt aus dem Çebiş Höyük, der ebenfalls in der Burdur-Region liegt. Dieser Hiigel befindet sich in der Kayah Mevkii. 3 km. nordöstlich des Dorfes Çebiş. Dieses Stück Wirde in die Frühbronzezeit I datiert. Eine weitere mit horizontalen Rillen verzierte Scherbe[13]wurde auf dem, 500 m. südwestlich des Ortes Yazla der Provinz Konya gelegenen incetepe gefunden. Auch dieses Stück wurde in die Frühbronzezeit I datiert.

Eine weitere Kanne (Abb. 6) mit poliertem sclrWarzen Überzug stammt aus dem mysischen Gräberfeld in Yortan[14],. Diese, im British Museum (Inv. Nr. 132407) aulbewahrte Kanne unterscheidet sich von den übrigen Kannen aus Y’ortan und aus Südwestanatolien durch ilrre sehr tiefen Riefen. Der breite und flachgeformte Schnabel ist in Y’ortan niclrt üblich. T. Kamil[15] klassifiziert dieses Stück in seiner "Klasse A" der Yortan-Gefaße, die er in die Frühbronzezeit II datiert. Er bezeichnet dieses Stück als eirre für Y’ortan untypische Form. Die Yortan-Kanne unterscheidet sich von der laKanne durch ihrem mehr nach vorne gezogenen Schnabel, ihren kurzen Zylinderhals urrd den rechteckigen Querschnitt ihres Henkels[16]. Ihr Riefendekor ist in Südwestanatolien in der Frühbronzezeit sehr häufig verwendet worden[17]. Die Ausgrabungen in Demircihüyük[18] deuten darauf hin, daß solche Riefendekoration in der "Demircihüyük-Kultur" des nordwestlichen Zentralanatoliens üblich war. Eine Kanne aus dem Siedlungsgebiet in Demircihüyük[19] weist ähnliche Riefen wie die aus Yortan auf.

Südlich von Pisidien, in dem in der Elmalr-Ebene gelegenen Karataş- Semayük [20]dem größten frühbronzezeitlichen Gräberfeld dieser Region, wurde eine Kanne mit Vertikalriefen geftmden. Dieses Gefäß mit einem weiten Rand weist außerdem eine Buckelverzierung an ihrem kurzen Hals auf. Die Semayük-Kanne unterscheidet sich von den Kannen aus u؛ak. Kusura und Akoren dadttrch, daß sie zwei verschiedene Verzierungsarten - Riefen und Buckel - auf ihrem sphärischen Körper trägt. Diese Eigenschaft ist als eine lokale Tradition zu betrachten.

Metallene Vergleichsstücke

Die Existenz von Metallgefäßen im 3. Jt. V. Chr. in Zentralanatolien wurde durch die Funde aus Alaca Höyük, Mahmatlar tmd Horoztepe bekannt. Doclr wurden noclr keine metallenen Kannen gefunden, die den Kanneir aus Beycesultan und Kusura gleichen.

Eine silberne Kanne[21], aus dem Grab II in der Schicht 5 von Alaca Höyük (Frühbronzezeit 11/111) weist eine ähnliche Form wie die lak-Kanne auf. Beide Gefäße haben einen erhöhten Rand, dessen Vorderteil zu einem Schnabel gezogen worden ist. Audi ihren zylindi'ischen Hals und sphärischen Korper sowie die Verbindung ihrer Bandhenkel sind vergleichbar.

Eine goldene Kanne aus Mahmatlar[22] im Museum für Anatolisclie Zivilisationen in Ankara (Inv. Nr. 15076) und eine zweite goldene Kanne[23] im Metropolitan Museum (Inv. Nr. 57.67), die höchstwahrscheinlich aucli aus Mahmadar stammt, weisen ähnliche Korperformen und Bandhenkel wie die Uşak-Kanne auf. Ihre Halsformen untersclieiden sich von der Uşak- Kanne und beide goldene Gefäße sind hoher als der Kanne aus Uşak. Weil die Schnäbel beider Kannen abgebrochen worden sind, können ihre Originalformen nicht rekonstruiert werden. Beide Stücke, die in die Frühbronzezeit II datiert werden, sind mit Reliefdekoration versehen worden, die ein viel reicheres Motivrepertoir aufweisen als die Uşak-Kaııne.

Eine bronzene Kanne aus Horoztepe[24] im Museum für Anatolisclien Zivilisationen in Ankara (Inv. Nr. 18528) ist größer als die lak-Kanne. Uire Form und der Bandhenkel ähnelt der Kanne aus Uşak; doch ist der Schnabel der Horoztepe-Kanne naclr unten gezogen. Auch der leicht eingezogene Boden und die unverzierte Oberfläche unterscheidet das Stück von der UşaKanne. Die Kanne aus Horoztepe wurde an das Ende der frühen bis den Anfang der mittleren Bronzezeit datiert[25].

Datierung und Auswertung

Unter den Vergleichsstücken (s. Karte) weiser) die Kannen aus Beycesultan eine der Uşak-Kanne sehr ähnliche Form auf. Sie werden von den Ausgräbern in die Frühbronzezeit I datiert[26]. M.J. Mellink[27] und II. Parzinger[28] datieret) die Schicht XVII von Beycesultan, wo die o. a. Gefäße gefunden worden sind, in die Frühbronzezeit Ib. Einige Scherben aus Kaklık Mevkii, die solchen Kannen ähnlich sind, und zwei Kannen aus Kusura, die im Jahre 1962 ins Museum in Afyon gebracht worden sind, wurden ebenfalls in die Frühbronzezeit I datiert. Die Uşak-Kanne weist eine ähnliche Form wie die Beispiele aus allen drei Orten auf; die technische Eigenschaften lassen sich am besten mit den Kannen aus Beycesultan vergleichen. Aufgrund dieser Vergleichsstücke, soll die Uşak-Kanne in die Frühbronzezeit I datiert werden.

Die Uşak-Kanne wurde aus dem westlich von Beycesultan gelegenen Dorf Karbasan in das Museum in Uşak gebracht. Aus diesem Dorf sind bisher jedoch keine prähistorischen Funde bekannt, so daß man für diese Kanne eher eine Herkunft aus Beycesultan selbst vermuten kann. Sowohl ihre Form, als auch ihre Dekoration scheint im 3. Jt. v. Chr. für den Bereich der Provinzen Denizli, Afyon und Kütahya charakteristisch zu sein.

Obwohl in der Frühbronzezeit I noch keine direkt vergleichbaren Metallgefäße gefunden worden sind, können keramische Gefäße mit einem Henkel, kleinem Schnabel und mit polierter sowie geriefter Oberfläche, Prototypen von Metallkannen gewesen sein, wie sie in der Frühbronzezeit II- III produziert worden waren. Das Formenrepertoire metallener Gefäße ist durch die Grabfunde Zentralanatoliens bekannt. Die Existenz solcher Gefäße aus Keramik deutet darauf hin, daß auch in Pisidien ähnliche Metallgefäße produziert worden sein könnten.

Die hier behandelte Kanne, die ohne Zweifel in Pisidien hergestellt worden ist, könnte möglicherweise in Beycesultan gefunden und später ins Museum in Uşak gebracht worden sein, da ihre nächste Parallele dort zu finden sind.

ŞEKİL 26 İÇİN KAYNAK listesi

QUELLENVERZEICHNIS FÜR ABBILDUNGEN 2-6

Şek. / Abb. 2 : Beycesultan (Lloyd, Mellaart 1962, Şek./Abb. P.18, 1.)

Şek. / Abb. 3 : Beycesul tan (Lloyd, Mellaart 1962, Şek./Abb. P.18, 2.)

Şek. / Abb. 4 : Kusura (Efe, İlaslı, Topbaş 1995, Şek./Abb. 26, 105.)

Şek. / Abb. 5 : Akören (Efe, İlaslı, Topbaş 1995, Şek./Abb. 26, 106.)

Şek. / Abb. 6 : Yortan (Kamil 1982, Şek./Abb. 75, 242.)

KAYNAKÇA - LIITRATURVERZEICHNIS

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Dipnotlar

  1. Ich bedanke mich an Herrn Kâzım Akbıyıkoğlu, dem Direktor des Museums in Uşak recht herzlich, der mir erlauble, diese Kanne zu publizieren. Für die, im Text erwähnte Farbnummern, siehe: Munsell Soil Color Charts, Baltimore, 1975. (Im Text wurde dieses Werk mit MCC abgekürzt).
  2. Uoyd und Mellaart 1962. s. 126. Abb. P.18, 1.2.
  3. Ebd.. Abb. P.18, 1
  4. EM., Abb. P.18, 2.
  5. Özgüç.T., 1963. S. 41
  6. Efe, ilasli und Topba 1995, s. 391, Abb. 26, Nr. 105. s. 395. Abb. 30, Nr. 105
  7. Ebd.. s. 391. Abb. 26, Nr. 106. s. 395. Abb. 30. Nr. 106
  8. EM., s. 391, Abb. 26. Nr. 99-103
  9. Ebd., s. 391. Abb. 26. Nr. 99.
  10. Ebd., s. 390. Nr. 99
  11. Ozsait 1985. s. 212, Abb. 5: unten rechts; ders. 1989, Taf. XIX. Abb. 16: unten rechts
  12. Ozsait 1993, s. 340. Abb. 8: unten links
  13. Ozsait 1992. s. 385. Abb. 5: oben links.
  14. Kâmil 1982. s. 105, Nr. 242.
  15. Ebd .s. 47-48
  16. Ebd.. Abb. 75, Nr. 242.
  17. Ormerod 1911-1912, s. 83. Abb. 2; Kâmil 1982, s. 47-48
  18. Korfmann 1979, Abb. 11. Nr. 1
  19. Efe 1988, Tat. 34, Nr. 2.
  20. Mellink 1965. s. 245, Taf. 62. Abb. 21
  21. Kay 1951. Taf. CXXXII, CLXXVI.
  22. Kay und ALok 1950. Taf. XXXVII: Toke, 1992. s. 183. Abb. 3
  23. Tezcan 1960, s. 13-28, Taf. 15; O'Neill 1987, s. 116-117
  24. Özgür und Akok 1958, Taf. IV, 3, Abb. 4; Toker 1992. s. 185, Abb. 8
  25. Özgür und Akok 1958, s. 31
  26. Uoyd und Mellaart 1962, s. 116 ff., s. 125-126.
  27. Mellink 1992, s. 173, Tatelle 3.
  28. Parzinger 1993, s. 219-220.

Figure and Tables